Feuer frei!
Gepanzerte Fahrzeuge gibt es weit mehr als man denken mag. Den meisten sieht man ihre Panzerung jedoch nicht an. Mindestens genauso wichtig wie die schwer gepanzerten Limousinen ist das richtige Bordpersonal.
Fahrinstruktor Michael Steinmichel spricht kurze präzise Anweisungen in das blechern klingende Funkgerät. Es ist kalt und es schneit leicht in Saalfelden. "Gegenlenken, stärker, stärker - nein, das hat nicht gereicht." Die Schleuderplatte offenbart die Fehler des Piloten ohne jeden Schleier. Doch heute sitzen keine gewöhnlichen Fahrer am Steuer und die Autos sind keine normalen Alltagsmodelle wie VW Golf, BMW 3er oder Mazda 6. Das erfahrene Duo aus Michael Steinmichel und Michael Weykopf zeigt Personenschützern und Chauffeuren von Konzernen im Tiroler Schnee heute, wie man ein Schutzfahrzeug richtig im Grenzbereich bewegt. Denn der schwarze Mercedes sieht auf den ersten und zweiten Blick nur aus wie eine ganz normale S-Klasse. "Technisch ist der S 600 Guard ein völlig anderes Auto", erklärt Markus Nast, bei Daimler für die Vermarktung von gepanzerten Fahrzeugen aller Art zuständig, "dieses Modell mit der Schutzstufe VR9 wiegt über vier Tonnen. Geschützt durch eine geheime Mischung aus Stahl, Aramid und Kevlar."
Polizei, BKA und Personenschutz
Durch die zumindest von außen kaum erkennbaren Panzerungen verdoppelt die über 600 PS starke Mercedes S-Klasse, mit der sich gewöhnlich Staatsoberhäupter, Könige und Spitzen von Großkonzernen zu ihren Terminen bringen lassen, ihr Normalgewicht von zwei Tonnen. Zudem rollt der Panzerkoloss auf Spezialreifen aus dem Hause Michelin, die den Mercedes S 600 Guard auch manövrierfähig bleiben lassen, wenn die Reifen zerstört sind. Ein spezieller Gummiring sorgt dafür, dass der Pax-Reifen auf der Felge bleibt. "Die Nachfrage nach gepanzerten Fahrzeugen nimmt immer weiter zu", erzählt Markus Nast, "wer bei uns eine schwer gepanzerten S-Klasse kauft, bekommt ein entsprechendes Fahrertraining dazu." Allemal sinnvoll, denn wer selbst einmal eine Panzerlimousine gefahren ist, wird merken, dass eine Verdoppelung des Gewichts und die nennenswerte Verlagerung des Schwerpunkts das Fahren im Grenzbereich nicht leichter macht. Ganz davon zu schweigen sind die zentimeterdicken Panzerscheiben, die eine Tür mehr als 160 Kilogramm schwer werden lassen. Die zahllosen Schichten aus Glas und Folien verzerren das Bild - das merken die heutigen Fahrschüler nicht erst beim Ausweichmanöver.
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- Veröffentlicht: 15. Februar 2016