Nach diesem Coup hatte Francesco Liberto salzige Meeres-Morgenluft gewittert. Immer wieder kam er in die Restaurants, in denen sich die Fahrer trafen, und bot ihnen an, Maßschuhe zu machen. Die Lenkrad-Künstler gingen gerne darauf ein. Ciccio hatte immer sein Blatt Papier dabei und malte die Umrisse der Füße. Vic Elford hatte es dem Sizilianer besonders angetan. Elford war nach einem Unfall als Kind eine Zehe des linken Fußes amputiert worden. Ciccio nahm Maß, hämmerte, nähte und schnitt die ganze Nacht durch und brachte dem Engländer die Schuhe, der stieg in seinen Porsche 907 und fuhr 1968 die gesamte Konkurrenz in Grund und Boden. "Ciccio war immer da und half", erinnert sich Gijs" van Lennep, der die Targa Floro 1973 gewann und heute noch mit Freude Schuhe und Gürtel trägt, die von Ciccio maßgeschneidert sind. Wie viel die Schuhe eigentlich kosten, weiß keiner. Der Preis ist Verhandlungssache - für Rennfahrerfreunde sind die Schuhe umsonst.
Als die FIA feuerfeste Rennschuhe vorschrieb, endete der Siegeszug der Ciccio-Maßanfertigungen vorerst. Nun produziert er neben seinen Klassikern. er eben Gürtel und auch konventionelle Schuhe an. Noch heute, im Alter von 80 Jahren, sitzt Ciccio in seiner kleinen Werkstatt im Herzen Cefalùs und fertigt seine legendären Schuhe. Der sizilianische Schuster freut sich immer noch wie ein kleines Kind, wenn er über seine Schuhe und seine Schuhmacher-Kunst spricht, die UNESCO Kulturerbe Siziliens gehört.
Fotos: press-inform / Porsche
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 18. Mai 2016