Natürlich blicken nicht alle auf die Topliga LMP1. Gerade bei den seriennahen Tourenwagen der GTE-Klasse geht in diesem Jahr mächtig die Post ab. Bei den Vorrennen fuhr der Ferrari 488 GTB die Konkurrenz in Grund in Boden. "Bei unserem Auto ist nicht viel mehr als die Farbe gleich", lacht Ferrari-Werkspilot Giancarlo Fisichella, "erstmals sind wir mit Turbopower unterwegs. Zudem haben wir deutlich mehr Abtrieb und können die Kurven von Le Mans viel schneller fahren." Schwere Zeiten für Porsche 911, Vorjahressieger Corvette, Aston Martin Vantage oder die erstmals an den Start gehenden Ford GT, die vor 50 Jahren einen Dreifach-Sieg herausfuhren. Insgesamt gehen bei dem Langstreckenrennen in der französischen Diaspora 60 Fahrzeuge mit 180 Fahrern an den Start.
Größtes Motorsportereignis der Welt
Jeder noch so kleine Fehler kann das Ende aller Siegeshoffnungen bedeuten und die monatelange Vorbereitung ad absurdum führen. Dafür ist der Sieges-Lorbeer umso begehrter. Schließlich geht es nicht um irgendein Rennen, sondern um die 24 Stunden von Le Mans - das größte Motorsport-Festival der Welt. Die 24 Stunden von Daytona oder der Fomel-1-Grand-Prix von Monaco sind im Vergleich zur Rund-um-die-Uhr-Jagd im Nordwesten Frankreichs kaum mehr als bessere Provinzveranstaltungen. Einige der berühmtesten Kurven der Welt, die jeder Motorsportfan aus dem FF kenn, durchjagen die Fahrer immer und immer wieder. Darunter sind einige der berühmtesten Ecken der Welt: Tertre Rouge, Arnage, Porsche, Mulsanne und Dunlop. Auf den langen Geraden ballern die LMP1-Boliden mit über 340 km/h über die Strecke - bei Tag und bei Nacht. Kein Rennen hat mehr Historie. Hier spielten sich triumphale Szenen und Tragödien ab. Jaguar und Ferrari dominierten in den 1950ern und 1960ern. Porsche zelebrierte mit dem legendären 917 seine größten Erfolge. Audi war in den vergangenen Jahren kaum zu schlagen. Wer in Le Mans gewinnt, steht auf immer und ewig in den Geschichtsbüchern des Rennsports. Aber auch Tragödien erschütterten die 24-Stunden-Wettfahrt. Trauriger Höhepunkt: Vor 60 Jahren kamen bei dem dramatischen Unfall, in den der Mercedes von Pierre Levegh verwickelt war, über 80 Menschen ums Leben. Der deutsche Autobauer zog sich nach dem schlimmsten Unfall der Rennsportgeschichte für Jahre vom professionellen Wettkampf zurück.
Heute ist das Rennen ein weltweites Megaereignis. Neben den vielen Millionen, die rund um den Globus gebannt das Geschehen an Computer, Tablet oder Fernseher verfolgen, pilgern jedes Jahr weit mehr als 200.000 Fans an die 13,629 Kilometer lange Rennstrecke und feiern eine Party, bei der nicht nur die Umdrehungen der Motoren hoch sind. Was bei dem ganzen Spaß fehlt, sind Hotels. Also gibt es rund um die Strecke-Zeltplätze. Darunter auch die Edel-Version, die mit einem Maschendrahtzaun und Türstehern ihr Revier markieren. Dann wird zwischen Aston-Martins, Jaguars und Porsches gegrillt und natürlich getrunken. Die Engländer bleiben gerne unter sich und tun das auch gerne mit einer Fahne, die das rote Georgskreuz tragen, kund.
- Details
- Veröffentlicht: 15. Juni 2016