Düstere Zukunft
Der Krieg in der Ukraine hat unmittelbare Auswirkungen auf den Automobilstandort Russland. Nicht nur das Nachbarland liegt in Trümmern, sondern auch der Automarkt des größten Landes der Erde. Die wirtschaftlichen Aussichten sind mehr als trübe.
Die Bilder, die im April des Jahres 2019 aus Moskau um die Welt gingen, zeugen von Harmonie. Zur Eröffnung des Mercedes-Werkes nahe Moskau waren der damalige Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche und Ex-Wirtschaftsminister Peter Altmaier eigens nach Moskau gereist. Der russische Präsident Vladimir Putin gab sich die Ehre und gemeinsam drückte man den Start-Knopf für die Produktion. Über 250 Millionen Euro hatte der deutsche Autobauer in die Hand genommen und mehr als 1.000 Mitarbeiter sind in der Fabrik und Verwaltung beschäftigt. "Das Mercedes-Benz Werk Moscovia ist ein weiterer Baustein unserer Strategie, dort zu produzieren, wo unsere Kunden sind. Und davon profitieren beide Partner: Russland und Mercedes-Benz", strahlte Dieter Zetsche optimistisch. Wachsen und im Zukunftsmarkt Russland Geld verdienen - das war der Plan.
Fliegen auf Sicht
Heute ist dieses Vorhaben gescheitert. Zumindest vorerst. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine stellt Mercedes die Fertigung in Russland ein und wird auch keine Autos mehr nach Russland exportieren. Identische Maßnahmen haben die Bayerischen Motoren Werke, die das Werk in Kaliningrad dichtgemacht haben und VW ergriffen. Россия (Rossiya)? Нет (net)!", lautet die Devise. Für die Münchner und Mercedes sind die wirtschaftlichen Folgen überschaubar. Beide Autobauer setzen pro Jahr 49.000 (BMW) beziehungsweise 50.000 (Mercedes) Fahrzeuge. Wenn man sich vor Augen hält, dass beide Hersteller pro Jahr mehr als zwei Millionen Autos verkaufen, ist dieser Ausfall zu verkraften. Anders beim VW-Konzern, mit einem Marktanteil von zwölf Prozent beziehungsweise 204.000 Fahrzeugen in Russland engagiert ist.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 04. März 2022