Zumindest bei BMW und Audi sind allerdings auch LEDs schon auf dem Weg ins Museum: Die beiden bayerischen Premiumhersteller liefern sich ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Entwicklung von Laser-Leuchtsystemen. BMW hatte die Laseroptik für seinen Elektrosportler i8 angekündigt, Audi rüstete flugs seine Le Mans-Boliden mit Lasern aus und beanspruchte so das automobile Erstgeburtsrecht am streng gebündelten Lichtstrahl für sich. Mercedes dagegen verweigert sich dem Laser-Trend noch standhaft - zu teuer, monieren die sparsamen Schwaben. Ein Laser-Scheinwerfer kostet etwa das zehnfache einer LED-Version. Gemeinsam mit den Zulieferern Infineon, Osram, Hella sowie der Fraunhofer Gesellschaft arbeiten die Stuttgarter an einer Zukunftsgeneration, bei der Lichtinseln die einzelnen Chips ersetzen. Trotzdem können sich auch die Mercedes-Entwickler einen Einsatzbereich von Laser vorstellen.
Gezieltes Ausschneiden
Unterdessen bringt der Hahnenkampf der Bayern beachtliche Ideen und Ergebnisse hervor: Darin, wie sich die enorme Lichtausbeute im Alltag technisch beherrschen läßt genau so wie darin, was man damit alles noch machen kann, außer einfach nur weit und gezielt leuchten. Waren es bisher vor allem LEDs, die hinter der Matrix-Technik für Strahlkraft sorgten, so nutzt Audi dafür mittlerweile Laser. DMD ist das Kürzel für diese Technologie: Digital Micromirror Device. Ein Chip, der 420.000 einzeln steuerbare Mikrospiegel mit jeweils einer Kantenlänge von ein paar Hundertstelmillimeter trägt, teilt das Licht eines Lasers in kleine Pixel auf. Dadurch läßt sich die Lichtverteilung für jede Fahrsituation ganz präzise steuern - jeder Spiegel kann pro Sekunde bis zu 5.000 mal gekippt werden. Je nach Stellung des Spiegelchens wird das Licht von ihm auf die Straße reflektiert - oder eben nicht.
Beispiel Gegenverkehr. Ein per Frontkamera erkanntes, entgegen kommendes Fahrzeug wird dann nicht mehr als ganzes im Leuchtstrahl ausgeblendet, sondern ganz gezielt nur der Bereich der Frontscheibe, um eine Blendung des Fahrers zu verhindern. Der ausgeblendete Bereich kann zudem dynamisch verändert werden, wenn der Gegenverkehr näher kommt und links vorbei zieht. Beispiel Verkehrsschild. Ein Problem des mit 340 Lux extrem hellen Lasers besteht darin, dass der Lichtstrahl von einem mit retroreflektierender Folie beschichtetem Verkehrsschild um ein vielfaches heller zurückgestrahlt werden kann. Die Mikropixel können nun ganz gezielt das Verkehrsschild aus dem Lichtstrahl "ausschneiden" und so die Reflexion vermeiden. Wie hell das Laserlicht aus einem Autoscheinwerfer sein kann, verdeutlicht Stephan Berlitz, Leiter der Lichtentwicklung bei Audi, mit einem Beispiel: Nach oben gerichtet würde der Laserscheinwerfer noch in der Raumstation ISS wie ein "mittelheller Stern wahrgenommen".
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- Geschrieben von jürgen-wolff
- Veröffentlicht: 16. Februar 2015