Uber-flüssig
Mit seinem Sedric will Volkswagen die Mobilität von Übermorgen neu definieren. Das erste übergreifende Konzernmodell verzichtet auf einen Fahrer; ein Alltagstaxi für jedermann - noch ohne Markenlogo.
Wenn Autos komplett autonom fahren können, heißt es nicht nur harte Zeiten für das Taxigewerbe - die Mobilität jedes einzelnen wird auf einen Schlag neu definiert. Einen Ausblick bietet auf dem Genfer Salon der Sedric. Das VW-Signet sucht man auf dem Zukunftsmodell in der Messehalle 7 vergeblich. "Volkswagen Group" steht hier und da auf den Flanken zu lesen, eine Markenzordnung des Sedric (kurz für: self driving car) gibt es aktuell nicht. Dafür gibt es gefällige Formen, kommunikationsfreudige LED-Module, große Glasflächen und Platz für bis zu vier Personen. Mag sein, dass dieses Fahrzeug mit leichten Adaptionen als Audi, Seat, Skoda oder Volkswagen über die Straßen von morgen surrt und selbst ein besonders luxuriöser Bentley wäre in der Zukunft denkbar. Allen imaginären Modellen gemein ist der fehlende Steuerstand, denn wer die Genf-Studie des Sedric über die beiden weit aufschwingenden Türen besteigt, sucht vergeblich Lenkrad, Instrumente oder Gaspedal. Es gibt zwei komfortable Sitzplätze in Fahrtrichtung und ähnlich einem Londontaxi zwei ausklappbare Notsitze, wo sonst das Gepäck seinen Platz findet. Mit dem Einstieg erfolgt die Kommunikation mit dem Fahrzeug per Sprache oder App. Das Ziel, die Fahrzeit inklusiv aktueller Verkehrssituation oder ein kurzer Zwischenhalt unterwegs - mit Sedric sprechen die Nutzer wie mit einem persönlichen Assistenten und ab geht die Post zum Ziel. Fahrdienste wie Uber oder Lyft lassen grüßen.
Erstes Konzernmodell
Erdacht, entwickelt und gebaut wurde Sedric in Zusammenarbeit zwischen dem Future Center Europe des Volkswagen Konzerns in Potsdam und der Konzernforschung in Wolfsburg. Das Design stammt aus der Hand von Porsche-Chefdesigner Michael Mauer, der dem interdisziplinären Entwicklungsteam ebenso kreativ voranstand wie Joachim Jungwirth und Dr. Ulrich Eichhorn. Während Mauer für das Aussehen verantwortlich zeichnete und sich um Konzernidentitäten Gedanken machen musste, kümmerten sich Jungwirth und Eichhorn um Technik und mobile Dienste. "Gerufen wird das Sedric mit einem Druck auf diesen Knopf", hält Joachim Jungwirth eine Mischung aus Fernbedienung und Flaschenöffner nach oben, "natürlich funktioniert das auch mit dem Smartphone." Doch ein einfacher Knopf auf den Drücker reicht und Sedric, auf dem modularen Elektrobaukasten des VW-Konzerns konzipiert, rollt beinahe geräuschlos heran. "Die Bedienung geschieht komplett über Sprache", legt Jungwirth nach und startet so einen gigantischen Bildschirm, der soeben noch die Windschutzscheibe war. Videotelefonie oder ein kurzes Kinoerlebnis - im VW Sedric alles kein Problem.
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- Veröffentlicht: 06. März 2017