Der Stau-Pilot made in Ingolstadt wird das autonome Fahren im Stop-and-go-Verkehr bis zu einer Geschwindigkeit bis 60 km/h ermöglichen. Zentrale Elemente für diesen Lenkroboter sind das Zentrales Fahrassistenzsteuergerät (ZFAS) und ein Laserscanner in der Frontschürze, der pro Sekunde fast 100.000 Infrarot-Lichtimpulse in einem Winkel von 145 Grad aussendet und so andere Autos sowie Leitplanken erfasst. Das Hirn hinter der ganzen Operation ist das ZFAS, das etwa die Größe eine iPad-Minis und die Rechenleistung einer aktuellen Mittelklasse-Limousine hat. Auf die Frage, wie stark denn diese Computer-Power steigen muss, um das automatisierte Fahren vollumfänglich zu realisieren, antwortet Thomas Müller knapp: "um den Faktor X". Schließlich funktioniere das automatisierte Fahren, wie der Mensch. "Es müssen zentrale Entscheidungen getroffen werden", so Müller.
Anspruchsvolle Tests
Das übernimmt eben das Modul. Allerdings muss die Handlungsfähigkeit des Computers ständig gewährleistet sein. Wenn das Haupt-Hirn einmal ausfallen sollte, müssen die anderen Systeme gemeinsam in die Bresche springen. So kann selbst die elektronische Steuerung des ESPs ein paar Aufgaben des Hauptmoduls übernehmen. Die Weiter-Entwicklung der Roboter-Autos bedeutet nicht das Ende der Fahrerassistenzsysteme. Ganz im Gegenteil die Weiterentwicklung der elektrischen Helfer ist die Basis für das autonome Fahren. So wird die Elektronik die Autofahrer beim Einfahren in eine Kreuzung ebenso unterstützen, wie beim Linksabbiegen. Auch die Überwachung der Fahrradwege oder die Hilfe beim Aussteigen des Beifahrers stehen ebenfalls auf der Agenda. Anders als bei Google, die mit ihren Auto gleich auf das autonome Fahren in allen Bereichen zielen, sind die Audianer von einer schrittweisen Einführung der neuen Technologien überzeugt. Auch die nächsten Schritte sind vorgezeichnet. Etwa fünf Jahre nach dem Stau-Piloten werden die Fahrzeuge im fließenden Autobahnverkehr ohne menschlichen Einsatz vorankommen. In Prototypen ist das heute schon möglich.
Die Fahrt auf der A9, die auch als Teststrecke für das autonome Fahren dienen soll, verlief im Großen und Ganzen nach Wunsch der Entwickler, zeigte aber auch, dass noch nicht alles glatt läuft. Beschleunigen, Spurwechsel und Einscheren klappten bei Tempi bis zum Maximum von 130 km/h schon ziemlich beeindruckend. Doch ab und an verschluckte sich die Elektronik, nahm ein aufgeklebtes 60-km/h-Schild auf dem Heck eines Lkws für bare Münze, erkannte einen einscherenden Laster relativ spät und ließ sich von den breiter werdenden Begrenzungslinien einer Tankstellenausfahrt kurzzeitig verwirren. "Das ist schon die hohe Schule hier", kommentiert Thomas Müller den dichten Ferien-Heimreise-Verkehr auf der Autobahn zwischen Ingolstadt und Nürnberg.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 12. April 2015